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Ohne Zweifel schwul

homo.net Info vom 19. Oktober 2023
von Webmaster Jan

 

In Deutschland sind im vergangenen Jahr mehr als eine halbe Million Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten - so viele wie nie zuvor. Diskutiert wurden Reformen wie eine Änderung der Sexualmoral in Bezug auf Homosexualität, ein Ende der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Paare sowie die Öffnung des Priesteramtes für Schwule, Verheiratete und Frauen.

Darüber diskutieren derzeit auch die 365 stimmberechtigten Geistlichen und Laien bei der Weltsynode im Vatikan. Die deutschen Teilnehmer sind dabei eher zum Zuhören verdammt: Deutsch ist keine eigene Sprachgruppe mehr. Reformen, die in Deutschland diskutiert und vereinzelt sogar schon umgesetzt werden, stoßen in Rom auf taube Ohren.

Das überrascht nicht. Fünf konservative Kardinäle aus aller Welt hatten bereits Ende September ihre Zweifel (Dubia) an den Papst gerichtet. Papst Franziskus (86) hat diese konservativen Zweifel vollständig ausgeräumt. Trotzdem häufen sich seitdem Schlagzeilen wie „Papst Franziskus geht auf Homosexuelle zu“, „Kommt bei der Weltsynode doch noch Bewegung in die Kirche?“ Die Antwort auf all diese hoffnungsvollen Träumereien ist ein klares „Nein“.

Schon vor Beginn der Kirchenversammlung hatte der Papst erklärt, Gott möge keinen Lärm und kein Geschwätz. Also keine Live-Übertragung, keine Interviews, sondern Schweigepflicht. Doch wer den italienischen Originaltext der Dubia und die Antworten des Papstes genau studiert, gibt jede Hoffnung auf Veränderung in der Kirche auf.

Die Kardinäle äußern „Zweifel an der Behauptung, dass die weitverbreitete Praxis der Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften der Offenbarung und dem Lehramt entspricht“. Begründet werden diese Zweifel mit der Schöpfungsgeschichte und mit dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Römer.

Darin heißt es: „Männer haben mit Männern Schande über sich gebracht und den Lohn für ihre Verirrung, wie es ja sein musste, an sich selbst empfangen.“ Martin Luther findet in seiner Bibelübersetzung kraftvollste Worte für diese Verirrten:

„Voll aller Ungerechten, Hurerei, Schalkheit, Geiz, Bosheit, voll Hass, Mord, Hader, List, Gift, Ohrenbläser, Verleumder, Gottesverächter, Frevler, Hoffärtiger, Ruhmsüchtiger, Schändlicher, den Eltern Ungehorsamer, Unvernünftiger, Treuloser, Störriger, Unversöhnlicher und Unbarmherziger“.

Für so viele gräuliche Vergehen hält der Kirchengründer Paulus nur eine Strafe für angemessen: „Die Gerechtigkeit Gottes weiß, dass die solches tun, des Todes würdig sind“, zumal sie es nicht allein tun, sondern auch Gefallen an denen haben, die es tun. Von dieser zweitausend Jahre alten Lehre über Homosexuelle weicht die Kirche bis heute kein Jota ab.

Für den Papst ist die Ehe eine „unauflösliche Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau, die von Natur aus für die Zeugung von Kindern offen ist“. Meines Wissens ist es der Natur völlig gleichgültig, ob Menschen, die Kinder zeugen, verheiratet sind oder nicht. Aber der Papst lehnt jeden Ritus, jedes Sakrament ab, das seiner „objektiven Wahrheit“ widersprechen könnte. Im Klartext: Segen für Schwule ausgeschlossen, jetzt und in alle Ewigkeit.

Worte wie homosexuell, schwul, gay oder LGBT kommen im Vokabular des Papstes nicht vor. Er nennt so etwas Unaussprechliches „Situationen, die aus objektiver Sicht moralisch inakzeptabel sind“. Aber: „Die pastorale Nächstenliebe verlangt von uns, andere Menschen, deren Schuld oder Verantwortung durch verschiedene Faktoren, die die subjektive Zurechenbarkeit beeinflussen, gemindert sein kann, nicht einfach als ‚Sünder‘ zu behandeln“.

Wer nach diesem Satz immer noch daran zweifelt, dass der Papst Homosexuelle für unzurechnungsfähige Irre hält, wird spätestens bei seiner nächsten Antwort eines Besseren belehrt. Die fünf Kardinäle bezweifeln, dass es in der Beichte eine Vergebung der Sünden ohne Reue gibt.

Der Papst bestätigt, dass die Vergebung der Sünden die Reue und den Vorsatz voraussetzt, nicht mehr zu sündigen. Die Beichte sei aber keine Mathematik, der Beichtstuhl kein Zollhaus. Und dann wird er hammerhart, wenn er seine Kritiker auffordert, „der bedingungslosen Liebe Gottes in der Seelsorge Raum zu geben“:

Für Menschen, deren Selbstwertgefühl stark verletzt ist, sei ein Schuldeingeständnis oft eine grausame Tortur und damit ein symbolischer Ausdruck der Reue. Dasselbe gelte, wenn „sich die Person in einer Agonie (Angst, Todeskampf) befindet oder wenn ihre geistigen und psychischen Fähigkeiten stark eingeschränkt sind“. Ende der Antwort.

Ich kann in dieser Anhäufung homophober Beschimpfungen beim besten Willen keine Annäherung an „Situationen“, „Menschen“ oder „Personen“ erkennen, die aus voller Überzeugung schwul sind, die aus vollem Herzen ihren Nächsten wahrhaftig lieben, die aus natürlichen Gefühlen heraus homosexuell leben und lieben.

Zweifel ausgeschlossen
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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